Leo von Caprivi verfolgt im Gegensatz zu Bismarck zunächst den Kurs der innenpolitischen Versöhnung. Nach seinem Amtsantritt hatte Caprivi dem Berliner Tageblatt geschrieben, Hauptaufgabe der Nachfolger Bismarcks sei, „die Nation nach der vorangegangenen Epoche großer Männer und Taten in ein Alltagsdasein zurückzuführen.“ Caprivi schlug auch einen in zahlreichen Initiativen eigenständigen politischen Weg ein. Diese Politik wurde bekannt unter dem von Wilhelm II. 1890 geprägten Begriff „Neuer Kurs“. Caprivi versprach zu Beginn seiner Regierung, „das gute zu nehmen, von wo und durch wen es auch kommt, wenn es mit dem Staatswohl vereinbar ist.“ Damit stand er für einen „neuen Kurs“ sowohl in der Außen- als auch in der Innenpolitik. Wesentliche wirtschaftliche Züge seines Regierungsprogramm stammten allerdings dabei vom Führer der Nationalliberalen, Johannes von Miquel. Darin wurden in verschiedenen Bereichen, etwa in der Sozialpolitik, Reformen angekündigt.
Die Deutsche Regierung bestätigte zudem den Kauf von Tsingtau. Dort soll eine Musterkolonie für das Deutsche Reich errichtet werden.