Das Kosakenheer ist wohl die eigentümlichste Erscheinung von Soldaten im zivilisierten Europa.
Nachdem die europäischen Mächte im 18. Jahrhundert strikt reglementierte Armeen aufgestellt hatten, fanden sie erst an den äußeren Rändern ihrer Reiche unter den ungebändigten Völkern die Männer mit Eigeninitiative, die sich als Späher und Plänkler einsetzen ließen. Ein Beispiel waren Grenzer, österreichs Scharfschützen aus Kroatien und Slowenien, ein weiteres die russischen Kosaken.
Die Kosakengemeinschaften der südlichen Steppe wurden offenbar vor allem von freiheitliebenden Slawen gegründet, die im 15. und 16. Jahrhundert aus den rasch expandierenden russischen und polnisch-lituaischen Königreichen flohen und ein hartes, aber freies Leben der Knechtschaft vorzogen. Um ihre Existenz zu sichern, waren sie gezwungen, Kriegerhorden zu bilden, die als leichte Reiterei in der traditionellen Art der Steppe kämpften. Häufig kämpften sie gegen Russland und Polen, um ihre Unabhängigkeit. Mitunter dienten sie als halb Unabhängige Grenztruppen, die osmanisches Gebiet auf der Suche nach Beute überfiehlen oder im Dienste der russischen Zaren gegen Angriffe der Tataren schützen und dazu beitrugen, das russische Reich nach Osten auszuweiten.
Im Laufe des 18. Jahrhunderts wurden Zehntausende von Kosaken als leichte Kavallerieregimenter in das russische Heer eingegliedert. Neben den traiditionellen Säbeln und Messern war ihre Hauptwaffe die Muskete oder die Büchse, die vor allem zur Verteidigung eingesetzt wurde, sowie eine lange Lanze für den Angriff in losen, schnell beweglichen Linien. Ihre brutalen Angriffe auf feindliche Marscholonnen oder das Niedermachen fliehender Infanteristen machte sie ebenso gefürchtet wie respektiert. 1775 bewunderte der russische Marschall Rumjanzew den Mut der Kosaken im Kampf gegen den osmanischen Türken: Sie seien als "Erste im Feuer, sich durch herausagenden Mut auszeichnend". Mitte des 19 Jahrhunderts erfuhren die Kosaken eine deutliche Umrüstung. Sie wurden nun zwar immenroch als leichte Kavallerie, leichte Infanterie oder Späher eingesetzt, doch wurden irhe alten, traditionellen Waffen ausgetauscht durch neuartige Gewehre.
Quelle: Krieger, Kämpfer und Soldaten von der Antike bis heute
Die Kosaken sind überall in Europa auf den Schlachtfeldern gefürchtete Gegner. Oft überfallen sie feindliche Wagenkonvois, Dörfer und manchmal sogar ganze Städte um ihre eigene schlechte Versorgungslage aufzubessern. Während Ihren Plünderungen vergewaltigen, brandschatzen und misshandeln häufig. Die Kosaken müssen sich, bis auf kleinere Gegenstände, ihre gesamte Ausrüstung (Waffen, Pferd, Uniform, Feldbesteck etc.) selbst besorgen.
Insgesamt lässt sich die Zahl der Kosaken auf etwa 450.000 Mann schätzen (die Hälfte davon Reiter, die andere Hälfte Infanterie), plus 212 Kanonen. Die weitaus größten Kosakenstämme leben am Don und im Einzuggebiet des Flusses Terek. Die Terekkosaken umfassten 1887 148.568 Personen im Militärdienst. Die Donkosaken umfassen 70'000 bis 156'000 Mann.
ERGÄNZUNG: Per Ukas vom 2. Januar 1889 wurde die Aufstellung einer weiteren reitenden Kosakendivision befohlen. Die Zahl der berittenen Kosaken erhöht sich somit um 17.000 auf 155.036 Reiter.