Schon 1786 begann Zarin Katharina die Große mit der Ghettoisierung der Juden im Russischen Reich. Per kaiserlichem Dekret der Zarin persönlich wurde landesweit festgelegt, dass sich Juden nur noch in bestimmten Gebieten ansiedeln durften. Diese Gebiete wurden Tschums genannt und lagen vornehmlich im äußersten Westen des Reiches. Nach der zweiten polnischen Teilung 1793 wurden die Juden zunehmend in die neu hinzugewonnenen polnischen und litauischen Gebiete umgesiedelt. Zeitweise lebten in diesem Gebiet 5 Millionen Juden, rund 40% der weltweiten jüdischen Bevölkerung. Unter den weitreichenden Reformen des Zaren Alexander II. lockerten sich auch die Bestimmungen für die Juden. Besonders wohlhabenden Juden stand nun die Möglichkeit offen, sich von den Niederlassungs- und Arbeitsbestimmungen loszukaufen. Nach der Ermordung Alexander II. 1881 folgte ihm Alexander III. auf den Thron, der alsbald begann die Reformen seines Vorgängers rückgängig zu machen. Die Schuld an der Ermordung des Zaren wurde den Juden angelastet, besonders in Südrussland fielen tausende von ihnen Pogromen zum Opfer. Die Juden waren aber auch aufgrund ihres Reichtumes bei der Landbevölkerung verhasst, hatten sie doch in den vergangenen 20 Jahren teilweise erheblichen Reichtum angehäuft. Die Regierungsbeamten billigten das antijüdische Vorgehen und griffen nicht ein. In den Maigesetzen von 1882 wurden die Freiheiten der Juden schließlich wieder erheblich eingeschränkt. Es wurde ihnen verboten sich außerhalb von Städten anzusiedeln und an christlichen Feiertagen Handel zu treiben. Darüber hinaus durften sie kein Land mehr außerhalb von Städten erwerben, bereits erworbener Besitz wurde zwangsenteignet. Daraufhin kam es zu einer Reihe von Klagen der Vertreter der Bauern und der Stadtbevölkerung gegen die Juden, in Städten wie Warschau und Balta brachen neue Pogrome aus. Inzwischen leben rund 90% aller russischen Juden in den Gebieten des Ansiedlungsrayons.